Webspinnen (Araneae) gehören zu den bekanntesten Spinnentieren und umfassen weltweit etwa 50.000 beschriebene Arten, von denen rund 1.000 in Deutschland heimisch sind. Diese faszinierenden Jäger sind für ihre Fähigkeit bekannt, kunstvolle Netze zu spinnen, um Beute zu fangen. Als wichtige Schädlingsbekämpfer spielen sie eine wesentliche Rolle im Ökosystem, indem sie Insektenpopulationen regulieren. Auf dieser Seite präsentiere ich eine Auswahl meiner neuesten Aufnahmen, die die Schönheit und Vielfalt der Webspinnen einfangen.
In den letzten Jahren habe ich durchaus einiges an Spinnen fotografiert. Doch keine ist mir so oft vor die Linse gekommen wie die Listspinne (Pisaura mirabilis). Diese Spinne ist in Europa weit verbreitet und bekannt für ihre einzigartige Paarungsstrategie: Das Männchen präsentiert dem Weibchen ein "Hochzeitsgeschenk" in Form eines eingesponnenen Beuteinsekts. Die Listspinne erreicht eine Körperlänge von 10 bis 15 Millimetern, wobei die Weibchen etwas größer sind. Sie bevorzugt grasige und lichte Wälder als Lebensraum, wo sie ihre Beute aktiv jagt.
Die Listspinne ist auch für ihre Brutpflege bekannt: Das Weibchen trägt den Kokon mit den Eiern zunächst in den Kieferklauen, bevor es ihn in ein Netz hängt und bewacht. Wenn die Jungspinnen schlüpfen, bleiben sie eine Weile bei der Mutter, die sie vor Fressfeinden schützt. Diese fürsorgliche Verhaltensweise ist im Tierreich nicht alltäglich und macht die Listspinne besonders interessant. Ihre aktive Jagdweise und ihre auffällige Körperhaltung – oft mit ausgestreckten Beinen – machen sie zu einem spannenden Motiv in der Naturfotografie.
Laufwölfe (Pardosa)
Die Laufwölfe, auch bekannt als Pardosa-Arten, sind die artenreichste Gattung innerhalb der Familie der Wolfspinnen (Lycosidae). Mit etwa 74 Arten allein in Europa sind sie weit verbreitet und anpassungsfähig. Sie zeichnen sich durch ihren schlanken Körperbau und ihre Körpergröße von etwa 4 bis 6 Millimetern aus. Ein helles Längsband auf dem Vorderkörper und längere Hinterbeine sind typische Merkmale vieler Arten, wobei die Färbung je nach Art variieren kann.
Laufwölfe sind geschickte Lauerjäger, die keine Netze bauen, sondern ihre Beute aktiv am Boden verfolgen. Einige Arten, wie Pardosa amentata, können sogar über Wasser laufen. Ihre bevorzugten Lebensräume reichen von nassen Wiesen und Gewässerufern bis hin zu trockenen Flächen in Flachland und Mittelgebirgen. Die Weibchen tragen ihren Eikokon an den Spinnwarzen und transportieren nach dem Schlüpfen ihre Jungspinnen auf dem Rücken – ein faszinierendes Beispiel für Brutpflege in der Spinnenwelt.
Kanarenspringer (Macaroeris nidicolens)
Der Kanarenspringer ist eine Springspinnenart (Salticidae), die ursprünglich auf den Kanarischen Inseln beheimatet war, sich aber mittlerweile in weiten Teilen Europas verbreitet hat. Der Erstnachweis in Deutschland erfolgte 1995, nur ein Jahr vor dem ersten Fund in Slowenien. Diese Spinne lebt bevorzugt in warmen, trockenen und sonnigen bis halbschattigen Gebieten, wo sie aktiv auf Beutejagd geht, ohne Netze zu bauen.
Die Art ist bekannt für ihre variantenreiche Färbung und auffällige Merkmale. Das Weibchen ist mit 5–7 mm etwas größer als das Männchen, das 4–6 mm misst. Beide Geschlechter besitzen ein markantes weißes Muster auf dem Hinterleib (Opisthosoma). Männchen fallen zudem durch rotbraune Haare um die Frontalaugen und weiße Haarstreifen seitlich des Vorderkörpers (Prosoma) auf. Weibchen sind heller gefärbt und haben ein weißes Dreieck auf dem Prosoma. Charakteristisch für die Art sind schwarze, gebogene Haarbüschel seitlich hinter den vorderen Seitenaugen, die ihr ein unverwechselbares Aussehen verleihen.
Als Typusart der Gattung Macaroeris zeigt der Kanarenspringer die typischen Merkmale der Familie der Springspinnen, darunter ein hervorragendes Sehvermögen, das ihm bei der Jagd hilft.
Krabbenspinnen (Thomisidae) – Meister der Tarnung
Die Familie der Krabbenspinnen (Thomisidae) umfasst weltweit über 2.000 Arten in 164 Gattungen. Sie sind Lauerjäger und bauen keine Fangnetze, sondern verlassen sich auf ihre Tarnung und schnelle Reflexe. Viele Arten können ihre Körperfärbung an den Untergrund anpassen, was ihnen erlaubt, nahezu unsichtbar auf Blättern oder Blüten zu verharren. Von dort aus greifen sie blitzschnell Beutetiere an, die oft deutlich größer sind als sie selbst. Die Fähigkeit zur Tarnung macht sie zu faszinierenden und effektiven Jägern.
Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)
Die Veränderliche Krabbenspinne ist für ihren ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus bekannt: Die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen. Weibchen können ihre Körperfarbe zwischen Gelb, Weiß und Gelbgrün wechseln, um sich perfekt an blütenreiche Lebensräume anzupassen, in denen sie blütenbesuchende Insekten jagen. Die Art ist in der Holarktis verbreitet, von Europa über Japan bis nach Nordamerika, und wurde 2006 zur Spinne des Jahres gewählt. In Deutschland gilt Misumena vatia als ungefährdet.
Gehöckerte Krabbenspinne (Thomisus onustus)
Die Gehöckerte Krabbenspinne ist durch ihren nach hinten verbreiterten Hinterkörper mit höckerartigen Auswüchsen unverwechselbar. Weibchen können ihre Färbung zwischen Weiß, Gelb und Rosa verändern, um sich an ihre Umgebung anzupassen. Dieser Farbwechsel, der mehrere Tage dauert, hilft ihr, blütenbesuchende Insekten unbemerkt zu erbeuten.
Die Art bevorzugt warme, sonnige Lebensräume wie Heiden und Trockenwiesen und ist in Europa, Nordafrika und Asien verbreitet. In Mitteleuropa findet man sie vor allem in wärmebegünstigten Gebieten. Die Weibchen, mit einer Körperlänge von bis zu 10 Millimetern größer als die Männchen, legen ihre Eier in einem Kokon ab und bewachen diesen sorgfältig. Ihre außergewöhnliche Tarnung und Jagdstrategie machen Thomisus onustus zu einer bemerkenswerten Vertreterin der Krabbenspinnen.
Buschkrabbenspinnen (Xysticus)
Die Gattung Xysticus, auch als Buschkrabbenspinnen bekannt, ist nahezu weltweit verbreitet und in Mitteleuropa mit etwa 26 Arten vertreten. Anders als die blütenbewohnenden Krabbenspinnen halten sich viele Arten der Gattung Xysticus in Bodennähe oder auf Baumrinde auf. Ihre bräunliche oder gefleckte Färbung sorgt für optimale Tarnung. Besonders interessant ist ihr Paarungsverhalten, bei dem das Männchen das Weibchen mit Seidenfäden "fesselt". Diese Gattung zeichnet sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume aus und ist ein Beispiel für die Vielfalt innerhalb der Krabbenspinnen.